In einem kürzlich erschienenen Blog habe ich geschrieben, dass einige in den Freie-Gnade-Kreisen „behaupten, dass römische Katholiken, östliche Orthodoxe und an Werkserlösung glaubende Protestanten, alle wiedergeboren sind“ (siehe „Wer ist laut GES ein Anhänger der Theologie der freien Gnade?“). Zwei Sprecher in einem Podcast sprangen auf das Wort „alle“ in diesem Satz an. Sie dachten, ich würde sagen, dass einige in FG-Kreisen lehren, dass 100% der Katholiken, Orthodoxen und an Werkserlösung glaubende Protestanten wiedergeboren sind.
Das habe ich nicht behauptet. Die Sprecher des Podcasts haben meinen Standpunkt falsch verstanden.
Bitte lesen Sie diesen Satz noch einmal. Ich denke, Sie werden sehen, wie die Sprecher des Podcasts meine Bedeutung missverstanden haben.
Nehmen wir an, ich würde sagen, dass Juden, Muslime und Christen alle an den Monotheismus glauben. Würde ich damit meinen, dass 100% der Menschen in diesen Religionen an den Monotheismus glauben? Nein. Ich würde meinen, dass alle, die an die Lehren dieser Religionen glauben, an den Monotheismus glauben.
Es gibt praktizierende Christen, Juden und Muslime, die Atheisten sind. Sie besuchen vielleicht den Ostergottesdienst, das Pessach-Fest und die Gebete in der Moschee. Aber ihre Gründe dafür sind andere als ihr Glaube an Gott.1
Genauso gibt es einige Katholiken, Orthodoxe und Protestanten, die nicht an die Lehren ihrer Kirche glauben. Ich habe nicht von Menschen gesprochen, die nicht glauben, was ihre Kirche lehrt.
Übrigens wird das Wort „alle“ in der Heiligen Schrift oft im Sinne von „viele“ oder „die meisten“ verwendet, aber nicht von 100 %. Matthäus schrieb: „Als König Herodes das hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm“ (Mt 2,3). Matthäus wollte damit nicht sagen, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in Jerusalem über die Worte der Weisen beunruhigt war.
Über Johannes den Täufer schreibt Matthäus: „Da zog zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und das ganze umliegende Gebiet des Jordan“ (Mt 3,5). Auch hier sagt er nicht, dass alle in Jerusalem und Judäa hinausgingen, um Johannes den Täufer zu sehen und zu hören.
Was ich damit sagen wollte ist, dass einige in FG-Kreisen sagen, dass Katholiken, Orthodoxe und an Werkserlösung glaubende Protestanten, alle wiedergeboren sind, vorausgesetzt, sie glauben an die Lehren ihrer Kirche. Mit anderen Worten: Einige in den Freie-Gnade-Kreisen glauben, dass die evangelistische Botschaft der Katholiken, Orthodoxen und Werkserlösungs-Protestanten eine rettende Botschaft ist. Auch wenn nicht jeder in diesen Gruppen an die evangelistische Botschaft dieser Gruppen glaubt, so tun es doch die meisten, und das sind die, auf die ich mich bezogen habe.
Manche in FG-Kreisen behaupten, dass es drei Dinge gibt, an die wir glauben müssen, um wiedergeboren zu werden: die Gottheit Christi, den Tod Christi für unsere Sünden und Seine leibliche Auferstehung. Nun, Katholiken, Orthodoxe und Protestanten glauben alle an diese Wahrheiten, es sei denn, sie glauben nicht an die Lehre ihrer Gruppe. Wenn man diese drei Dinge glaubt, dann behaupten sie, dass man wiedergeboren ist, selbst wenn man das ewige Leben nicht auf dem Schirm hat und selbst wenn man glaubt, dass man eigenes Heil durch gute Werke erhalten muss.
Wir von der GES2 glauben, dass Katholiken, Orthodoxe und Protestanten, die vom Prinzip der Errettung durch Werke überzeugt sind, alle unerlöst sind, es sei denn, sie glauben jetzt an Jesus, um ewiges Leben zu erlangen, oder sie haben in der Vergangenheit daran geglaubt. Das heißt, wir erkennen an, dass einige in diesen Gruppen in der Vergangenheit an Jesus wegen des ewigen Lebens geglaubt haben (z. B. durch Missionswerke oder Organisationen wie „Young Life“, „Cru“, „FCA“, oder gläubige Freunde usw.). Und wir erkennen an, dass einige in diesen Gruppen jetzt an Jesus wegen des ewigen Lebens glauben (im Gegensatz zu den Lehren ihrer Kirche). Um wiedergeboren zu werden, muss man an Jesus (an den Geber), und an die Verheißung des ewigen Lebens (an die Gabe) glauben. Sobald man das glaubt, ist man für immer gerettet (OSAS –once saved, always saved / deutsch: einmal gerettet, immer gerettet). Die Lehre dieser drei Gruppen steht im Gegensatz zu dem freien Geschenk des ewigen Lebens, das nicht verloren werden kann. Daher ist ihr Evangelium ein falsches Evangelium (vgl. Gal 1,6-9; 5,4).
Natürlich halten es manche in FG-Kreisen für Ketzerei zu sagen, dass ein Mensch erst dann wiedergeboren ist, wenn er glaubt, dass er allein durch den Glauben an Jesus unwiderruflich Heil/Leben/Gerechtigkeit/Zukunft im Reich Gottes hat.
Ich will damit sagen, dass es große Unterschiede zwischen Menschen gibt, die sich selbst als Befürworter der Freie Gnade bezeichnen.
Ich weiß es zu schätzen, dass die beiden Podcast-Sprecher sich bemühten, fair zu sein in der Art und Weise, wie sie das diskutierten, was ich schrieb. Sie haben jedoch meinen Standpunkt nicht verstanden.
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1 Gründe dafür könnten sein: Angst vor sozialer Ablehnung (vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die befürchten, die Träume ihrer Eltern zu zerstören oder die Freundschaft der Mitglieder ihrer kirchlichen Jugendgruppe zu verlieren), Angst vor finanziellen Einbußen durch andere Mitglieder ihrer Religion, die derzeit ihr Geschäft besuchen, oder einfach die Freude an einigen der Zeremonien ihrer Religion.
2 Grace Evangelical Society