28 Und das Gerücht von ihm verbreitete sich sogleich in das ganze umliegende Gebiet von Galiläa. … 40 Und es kam ein Aussätziger zu ihm, bat ihn, fiel vor ihm auf die Knie und sprach zu ihm: Wenn du willst, kannst du mich reinigen! 41 Da erbarmte sich Jesus über ihn, streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will; sei gereinigt! 42 Und während er redete, wich der Aussatz sogleich von ihm, und er wurde rein. 43 Und er ermahnte ihn ernstlich und schickte ihn sogleich fort 44 und sprach zu ihm: Hab acht, sage niemand etwas; sondern geh hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis! 45 Er aber ging und fing an, es vielfach zu verkündigen, und breitete die Sache überall aus, sodass Jesus nicht mehr öffentlich in eine Stadt hineingehen konnte, sondern er war draußen an einsamen Orten; und sie kamen von allen Seiten zu ihm. (Markus 1)
Lepra ist eine schreckliche Krankheit. Heute gibt es Behandlungsmöglichkeiten, obwohl ich nicht weiß, wie wirksam sie sind. Aber damals im ersten Jahrhundert war Lepra ein Todesurteil. Langsam zerfiel ein Mensch, verlor Teile von Fingern und Zehen, während sich die Krankheit ausbreitete.
Leprakranke durften andere nicht berühren. Sie mussten weit weg stehen und verkünden, dass sie aussätzig waren.
Dieser Mann hatte die Berichte über Jesus gehört (Markus 1,28). Er glaubte, dass Jesus die Macht und Autorität hatte, ihn zu heilen (V. 40). Er wusste nur nicht, ob es der Wille Jesu war, dies zu tun.
Das ist eine gute Einstellung im Gebet und im ganzen Leben. Lassen Sie Gott entscheiden.
Jesus heilte den Mann und sagte ihm, er solle es niemandem erzählen.
Der Mann gehorchte nicht und erzählte es weiter.
Warum gehorchte er nicht? Vielleicht dachte er, es sei das Beste für Jesus, wenn er die Nachricht weitergeben würde. Vielleicht wollte er den Ruhm, der mit der Meldung eines solchen Wunders verbunden ist. In jedem Fall hatte es zur Folge, dass Jesus überall, wo Er hinkam, umlagert wurde.
Cole schreibt: „Ungehorsam gegenüber dem ausdrücklichen Befehl Jesu, selbst wenn er aus den bestmöglichen Motiven heraus geschieht, kann nur dazu führen, dass Sein Werk behindert und erschwert wird“ („Markusevangelium“, S. 119).
Vielleicht sagt uns das, warum Er den Dämonen nicht erlaubte, zu sprechen.
Gott liebt uns und will das, was das Beste für uns ist. Auch wenn wir den Grund für einige von Gottes Geboten nicht verstehen, sollten wir Gott gehorchen und nicht ungehorsam sein, wenn wir meinen, einen besseren Weg zu haben.
Wir denken vielleicht, dass wir Gott niemals ungehorsam sein würden, wenn wir uns in falscher Absicht bemühen, Ihm zu gefallen. Aber so etwas kommt im heutigen Evangelikalismus häufig vor. Ich habe drei Beispiele ausgewählt.
Beispiel Nr. 1: Evangelisation. Viele Menschen verbreiten heute eine evangelistische Botschaft, die im Widerspruch zu der steht, die Jesus gegeben hat. Jesus sagte, dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (Johannes 3,14-181; 5,242; 6,35.473; 11,25-264). Er stellte nur eine einzige Bedingung für dieses ewige Leben – der Glaube an Ihn.
Viele, ja sogar die meisten Evangelikalen teilen heute jedoch eine andere evangelistische Botschaft. „Wer an Ihn glaubt“ wird geändert in „wer sich von seinen Sünden abwendet, sein Leben Christus übergibt, sich verpflichtet, Jesus für den Rest seines Lebens nachzufolgen, und wer dann durchhält und im Gehorsam verharrt, wird nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben, wenn er stirbt“. Sowohl Herrschaftserrettung [Lordship Salvation]5 als auch die Errettung durch Werke verkünden diese evangelistische Botschaft.
Warum gehorchen sie dem Herrn und Seinen Aposteln in Bezug auf die Evangelisation nicht? Ich bin sicher, sie würden sagen, dass sie Ihm nicht ungehorsam sind. Sie haben es geschafft, sich selbst davon zu überzeugen, dass Jesus, als Er davon sprach, an Ihn zu glauben, wirklich damit meinte, sich zu Ihm zu bekennen, Ihm zu folgen und zu gehorchen. Aber ich vermute, dass etwas Tieferes im Spiel ist. Jeder unvoreingenommene Leser des Johannesevangeliums kann erkennen, dass der Herr den Glauben allein lehrte, nicht den Glauben plus [zusätzlich Dinge]. Ich denke, dass die Menschen die Botschaft Jesu verändern, selbst wenn sie aus den bestmöglichen Motiven heraus geschehen, weil sie denken, dass die Botschaft des alleinigen Glaubens keinen Sinn ergibt. Jesus kann nicht gemeint haben, was Er sagte.
Beispiel #2: Ehe. Viele Evangelikale übernehmen Ehepraktiken, die mit den Lehren Jesu und seiner Apostel unvereinbar sind.
Der Herr forderte eine lebenslange Ehe, wobei die einzige Erlaubnis für Scheidung und Wiederheirat sexuelle Unzucht ist (Mt 5,326; 19,97). Aber viele Evangelikale glauben heute, dass Scheidung und Wiederverheiratung aus so gut wie jedem Grund erlaubt sein sollten.
Die Heilige Schrift sagt uns, dass Gläubige nicht mit Ungläubigen in einem ungleichen Joch leben sollen (2. Korinther 6,14). Das gilt auch für die Ehe. Dennoch heiraten Gläubige heute oft Ungläubige, weil sie meinen, sie wüssten es besser.
Vorehelicher Sex ist in Gottes Wort eindeutig verboten (Mt 5,32; 19,9; Apg 15,20.298; 1 Kor 5,1.99;
6,16.1810). Dennoch sind viele Evangelikale davon überzeugt, dass Gott vorehelichen Sex gutheißt.
Beispiel #3: Gebet. Viele Menschen meinen, sie wüssten besser, wie man betet, als Jesus es tat.
Eine „verbesserte“ Gebetsmethode sind schriftliche, auswendig gelernte, lange, sich wiederholende Gebete. Es sind nicht nur Muslime, die feste Gebete verwenden. Einige, wenn nicht sogar viele Evangelikale tun dies ebenfalls. Jesus verbot jedoch, so zu beten (Matthäus 6,511; 23,1412; Markus 12,4013; Lukas 20,4714).
Eine weitere „Verbesserung“ des Gebets kommt aus der östlichen Mystik und den Praktiken der römisch-katholischen Mystiker. Es handelt sich um eine Praxis der kontemplativen Spiritualität, die als zentrierendes Gebet15 bezeichnet wird. Aber das zentrierende Gebet ist überhaupt kein Gebet. Es ist eine Entleerung des eigenen Geistes, nicht eine Füllung mit Gebeten und Lobpreisungen Gottes. Beim zentrierenden Gebet leert man seinen Geist bis auf ein einziges Wort, auf das man sich konzentriert. Das kann Liebe, Freude, Frieden, Jesus oder was auch immer sein. Aber Gott hat uns nie gesagt, dass wir das tun sollen.
Ich erinnere mich an einen Freund, der mit mir Anfang der 80er Jahre das Theologische Seminar von Dallas absolvierte. Er erzählte mir, dass er ein Buch über kontemplative Spiritualität und zentrierendes Gebet an alle Mitglieder verteilte, die ihn in seinem Büro aufsuchten. Er bewahrte einen Stapel Bücher zum Verteilen auf. Er sagte mir, dass ihn das zentrierende Gebet sehr nahe an Jesus heranführt. Nun, das zentrierende Gebet kann dazu führen, dass man sich Jesus näher fühlt. Aber wenn diese Praxis im Widerspruch zu den Lehren der Heiligen Schrift steht, dann ist es eine falsche Praxis, egal wie nützlich sie zu sein scheint.
Es gibt viele Beispiele dafür, dass Menschen Dinge tun, die im Widerspruch zu dem stehen, was Gott gesagt hat, und dennoch denken, dass sie das Richtige tun.
Wenn wir uns heute darauf beschränken, das zu tun, was der Herr und seine Apostel uns gesagt haben, werden wir als nicht im Einklang stehend mit dem angesehen, was der Geist Gottes heute in der Kirche tut. Die Leute sagen, wir verkünden billige Gnade und leichten Glauben16. Manche sagen, unsere Ansichten über Ehe und vorehelichen Sex seien in der heutigen Welt einfach nicht zu praktizieren. Unsere Gebetspraktiken werden von vielen als langweilig und ohne die dynamische Kraft angesehen, die in den Praktiken der kontemplativen Spiritualität zu finden ist.
Es ist besser, dem Herrn zu gefallen und den Menschen zu missfallen als umgekehrt. Mögen wir Gott gehorchen, unabhängig davon, ob das, wozu Gott uns aufruft, im Evangelikalismus beliebt ist oder nicht.
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1 Johannes 3,14-18: 14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, 15 damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. 16 Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat.
2 Johannes 5,24: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.
3 Johannes 6,35.47: 35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird niemals dürsten. … 47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat ewiges Leben.
4 Johannes 11,25-26: 25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; 26 und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?
5 Dies wird manchmal auch als „Errettung durch die Unterordnung gegenüber Christus als Herrn“ bezeichnet bzw. „Herrschaftserrettung“ [aus dem Englischen „Lordship Salvation“]. Es ist die Ansicht, dass man nicht nur an Christus glauben muss, um das ewige Leben zu erlangen, sondern dass man sich auch seiner Herrschaft über sein Leben beugen muss.
6 Matthäus 5,32: Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, ausgenommen wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
7 Matthäus 19,9: Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
8 Apostelgeschichte 15,20.29: 20 sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten[a] und vom Blut zu enthalten. … 29 dass ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch davor bewahrt, so handelt ihr recht. Lebt wohl!
9 1. Korinther 5,1.9: 1 Überhaupt hört man von Unzucht[a] unter euch, und zwar von einer solchen Unzucht, die selbst unter den Heiden unerhört ist, dass nämlich einer die Frau seines Vaters hat! … 9 Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr keinen Umgang mit Unzüchtigen haben sollt;
10 1. Korinther 6,16.18: 16 Oder wisst ihr nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist? »Denn es werden«, heißt es, »die zwei ein Fleisch sein.« … 18 Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch [sonst] begeht, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht verübt, sündigt an seinem eigenen Leib.
11 Matthäus 6,5: Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler; denn sie stellen sich gern in den Synagogen und an den Straßenecken auf und beten, um von den Leuten bemerkt zu werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen.
12 Matthäus 23,14: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Häuser der Witwen fresst und zum Schein lange betet. Darum werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen!
13 Markus 12,40: welche die Häuser der Witwen fressen und zum Schein lange Gebete sprechen. Diese werden ein umso schwereres Gericht empfangen!
14 Lukas 20,47: sie fressen die Häuser der Witwen und sprechen zum Schein lange Gebete; diese werden ein umso schwereres Gericht empfangen!
15 Mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Centering_Prayer
16 Easy believism oder leichter Glaube ist ein etwas abfälliger Begriff, der von Gegnern der Ansicht verwendet wird, man müsse nur an Jesus glauben, um erlöst zu werden. Daraus schließen sie, dass diejenigen, die an sola fide („Glaube allein“) festhalten, lehren, dass kein entsprechendes Bedürfnis nach einem engagierten Leben in christlicher Nachfolge als Beweis der Erlösung besteht; das ist jedoch nicht das, was sola fide [innerhalb von Free Grace Theologie] bedeutet. (Quelle: https://www.gotquestions.org/Deutsch/Leichtglaubigkeit.html , Zugriff am 16. Dez. 2021; Der Anfang der dort angegeben Definition, hier übernommen, ist für die Position von Free Grace zutreffend, weitere Diskussionen darin nicht unbedingt. Siehe auch andere übersetzte Artikel „Der rettende Glaube im Brennpunkt“ und „Was ist die Theologie der freien Gnade?“.)