Während der Arbeit an meiner Autobiographie schrieb ich über die frühen Jahre der GES (Grace Evangelical Society). In dieser Zeit glaubten einige meiner Vorstandsmitglieder, dass die Herrschaftserrettung [Lordship Salvation] eine rettende Botschaft sei. Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie waren gegen Herrschaftserrettung. Sie hielten sie für eine falsche Lehre. Sie glaubten jedoch, dass Herrschaftserrettung ein Problem für die Heiligung und nicht für die Rechtfertigung sei.
Seit dieser Zeit habe ich unter den Geschwistern, die der Lehre der „Freien Gnade“ anhängen, viele getroffen, die dieser Meinung sind. Es gibt viele Anhänger der Theologie der Freien Gnade, die die Prediger der Herrschaftserrettung als unsere Brüder in Christus bezeichnen und ihre evangelistische Botschaft als eine rettende Botschaft betrachten.
Auf unserer Jahreskonferenz 2006, unserer bisher größten, kam es zu einem heftigen Streit. Zane Hodges und Bob Bryant sagten in ihren Plenumsbotschaften, dass die Gewissheit [der eigenen ewigen Bestimmung] das Wesentliche des rettenden Glaubens sei. Eigentlich hatte Zane bereits 1997 auf unserer Jahreskonferenz eine ähnliche Botschaft verkündet. Und er hatte schon viele Male darüber geschrieben. Aber im Jahr 2006 entfachte das Thema ein Feuer.
In einer Diskussionsrunde am Mittwochnachmittag saßen die meisten der 360 Konferenzteilnehmer in einem großen Sitzungssaal und tauschten sich aus. In der Diskussion sollte es um alles gehen, was bisher auf der Konferenz besprochen worden war. Aber es drehte sich [dann doch] alles um die Frage, ob ein Mensch erst dann wiedergeboren ist, wenn er weiß, dass die Errettung, die er vom Herrn empfangen hat, unwiderruflich ist.
Ich beschloss um ein Handzeichen auf die Frage zu bitten: „Wie viele von Ihnen waren sich sicher, dass Sie für immer gerettet sind, als Sie an Christus glaubten?“ Etwa die Hälfte hob die Hand. „Wie viele von Ihnen waren sich dessen nicht sicher, dass Ihre Errettung für immer garantiert ist, als Sie an Christus glaubten?“ Auch hier hob etwa die Hälfte die Hand.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Zane Hodges über dieses Thema. Wie kommt es, dass wir zwanzig Jahre lang alle vereint waren und jetzt plötzlich gespalten? Seine Antwort war meiner Meinung nach sehr aufschlussreich. Er sagte: „Am Anfang waren wir uns einig über das, womit wir nicht einverstanden waren, [und zwar] die Herrschaftserrettung [Lordship Salvation]. Jetzt sind wir uns uneins über das, womit wir einverstanden sind.“
Ich denke, dass die meisten der Menschen, die sagten, sie seien wiedergeboren, bevor sie glaubten, dass ihre Errettung sicher sei, sagen würden, dass die Herrschaftserrettung eine rettende Botschaft ist. (Nebenbei bemerkt gaben sie alle an, dass sie zu der Überzeugung gelangt waren, dass sie sicher sind [bezüglich ihrer ewigen Bestimmung] . Sie dachten nur, dass die Erlangung dieses Glaubens ein netter Heiligungsbonus sei, keine Bedingung für die neue Geburt. Ich würde sagen, dass sie alle wiedergeboren wurden, als sie glaubten, dass ihre Errettung unwiderruflich ist, und nicht, als sie irgendein Gebet beteten, während einer Evangelisation nach vorne zum Prediger kamen, um ihren Glauben zu bekennen, eine Liebe für Gottes Wort entwickelten, aufhörten zu fluchen, ein Gefühl empfanden oder sogar glaubten, dass Jesus Gott und für unsere Sünden gestorben und auferstanden ist. Ich glaube, sie haben ein falsches Verständnis davon, wann sie zum [rettenden] Glauben gekommen sind.) In der Tat würden viele, wenn nicht die meisten von ihnen sagen, dass sie unter der Botschaft der Herrschaftserrettung wiedergeboren wurden.
Wie kann das sein, wenn die Herrschaftserrettung eine Botschaft von Glauben plus Werken verkündet?
Einige (viele?) in Kreisen der Freien-Gnade-Theologie glauben, dass das Folgende wahr ist: Jeder, der glaubt, dass Jesus Gott ist und dass Er am Kreuz für unsere Sünden gestorben und am dritten Tag leiblich von den Toten auferstanden ist, ist wiedergeboren.
Nun, die Anhänger der Herrschaftserrettungslehre glauben das. Das gilt auch für die römischen Katholiken, die östlichen Orthodoxen, Church of Christ (Gemeinden Christi), die Assembly of God (eine pfingstlerische Denomination) und so weiter. Die meisten, die sich „Christen“ nennen, glauben das.
Nun gibt es eine Menge Leute, die sich der Lehre der Freien Gnade verschrieben haben und sagen, dass es nicht ausreicht, an die Gottheit Christi und Seinen stellvertretenden Tod und Seine Auferstehung zu glauben. Man muss an Ihn glauben, wegen des ewigen Lebens, das Er verspricht, um es zu erlangen (Joh 3,16; 5,24; 1 Tim 1,16). Wenn eine Person an die Gottheit, den Tod und die Auferstehung Jesu glaubt und dennoch an die Herrschaftserrettung oder Errettung durch Werke glaubt, ist sie noch nicht wiedergeboren.
Es gibt jedoch noch weitere Personen, die sich als Befürworter der Freien-Gnade-Lehre bezeichnen und glauben, dass die Herrschaftserrettung [Lordship Salvation] eine rettende Botschaft ist.
Was meinen Sie dazu? Ist eine Person wiedergeboren, wenn sie glaubt, dass der Glaube an Christus nicht ausreicht, um wiedergeboren zu werden? Wenn jemand glaubt, man müsse sich auch Christus hingeben, sich Ihm verpflichten, sich von allen Sünden abwenden und Ihm bis zum Tod nachfolgen, glaubt er dann an die rettende Botschaft?
Erinnern Sie sich bitte an Paulus’ Worte in Gal 1,6-9 über die Judaisierer, die in den Gemeinden in Galatien das verkündeten, was er ein falsches Evangelium nennt. Die Herrschaftserrettungslehre ist im Wesentlichen das gleiche Thema, das den Apostel Paulus aufbrachte! Die Judaisierer predigten sicherlich die Gottheit, den stellvertretenden Tod und die leibliche Auferstehung Jesu von den Toten. Hätten sie das nicht getan, wären sie in der Gemeinde von Galatien niemals angehört worden. Aber sie predigten, dass ein Mensch beschnitten werden und das Mosaische Gesetz halten müsse, um in das Reich Gottes zu gelangen (Gal 5,4; vgl. Apg 15,1). So sagen auch die Anhänger der Herrschaftserrettung heute, dass man sich Christus unterwerfen, sich von den eigenen Sünden abwenden und sich zu lebenslangem Gehorsam verpflichten muss, und wenn man das dann durchhält und bis zum Ende ausharrt, wird man Zugang zum Reich Gottes erhalten. Das ist zwar nicht genau die gleiche Botschaft, aber sie ist aus dem gleichen Holz geschnitzt [wie die damalige in Galatien].
Damit mich niemand missversteht, möchte ich, bevor ich schließe, noch ein Wort zu meinem Verständnis des geistlichen Zustands von Menschen sagen, die an die Herrschaftserrettungslehre glauben. Ich glaube, dass einige von ihnen wiedergeboren sind und einige nicht. Die Wiedergeborenen sind diejenigen, die irgendwann in der Vergangenheit von der Botschaft vom Glauben allein an Christus überzeugt wurden. Dann wurden sie später in die Irre geführt. Ich glaube zum Beispiel, dass John
MacArthur in diese Kategorie fällt. Diejenigen, die nicht wiedergeboren sind, sind diejenigen, die nie in ihrem Leben an Christus allein, um das ewige Leben zu bekommen, geglaubt haben.
Ist die Lehre von der Herrschaftserrettung eine rettende Botschaft? Nein. Das ist sie nicht. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Verheißung des Lebens weit und breit weitergeben.