Die Evangelisch-Theologische Gesellschaft (ETS) ist eine Vereinigung von Tausenden von evangelikalen Pädagogen, Theologen und Pfarrern aus der ganzen Welt. Um Mitglied zu werden, muss man einen Master in Theologie („Master of Theology“ =ThM) oder sogar noch einen höheren Abschluss haben.
Ich trat der ETS 1982 bei, als ich meinen Th.M. von der DTS [Dallas Theological Seminary] erhielt. Meine erste ETS-Jahrestagung fand im November 1989 in San Diego, Kalifornien, statt. Ich hielt einen Parallelvortrag über Buße und Errettung. In jeder Parallelsitzung wurden vielleicht zwanzig parallele Vorträge gehalten. Im Durchschnitt nahmen etwa zwanzig Personen an der Sitzung teil. Da mir aber ein Vortrag über Buße von einem führenden Professor des Seminars der Herrschaftserrettung [Lordship Salvation]1 vorausging, hatte ich etwa fünfzig Zuhörer in meiner Sitzung.
Die ETS bietet jedes Jahr eine Handvoll Plenarsitzungen an. Eine Plenarsitzung ist eine Sitzung, in der das vorgetragene Referat die einzige Option in dieser Stunde ist. Mehr als 1.000 Teilnehmer waren anwesend, als John MacArthur einen Vortrag hielt, in dem er das Verständnis der Herrschaftserrettung [Lordship Salvation] als den rettenden Glauben erläuterte und verteidigte.
Nach dem Vortrag konnten die Konferenzteilnehmer zu den Mikrofonen gehen und Fragen stellen. Ich hatte das Glück, eine Frage und einige Folgefragen stellen zu dürfen. Das war vor dreißig Jahren. Ich war siebenunddreißig. MacArthur war fünfzig.
Nach der Veranstaltung schrieb ich in der Januar-Februar-Ausgabe 1990 von „Grace in Focus“ meine Erinnerung an MacArthurs Antworten auf meine Fragen in unserem Rundbrief nieder. Dann erhielt ich die Nachricht, dass mein Bericht ungenau war. Ich bestellte eine Audio-Aufnahme der Botschaft und der Frage- und Antwortzeit und fand heraus, dass meine Erinnerungen nicht korrekt waren. Sowohl GES als auch MacArthurs Missionswerk stellten Abschriften des Gesprächs zur Verfügung.
Diese ist zwar etwas veraltet, aber ich denke, sie zeigt immer noch die Leidenschaft, die wir beide hatten (und immer noch haben), und unsere erheblichen Meinungsverschiedenheiten in der Frage der Heilsgewissheit2. Hier ist eine Abschrift unseres Austausches:
Wilkin: Ich habe mich gefragt, ob ich Sie richtig verstanden habe, dass wir uns selbst prüfen sollten, um zu sehen, ob wir im Glauben sind (2. Korinther 13,5) – ob das etwas ist, was wir unser ganzes Leben lang tun sollten.
MacArthur: Ich denke, die Antwort darauf lautet im Allgemeinen „ja“. 2. Kor. 13,5 geht davon aus, dass es nicht auf ein einmaliges Ereignis beschränkt ist. Vor allem 1. Korinther 11 kommt mir in den Sinn, wo sogar das Versammeln am Tisch des Herrn (das nach biblischer Offenbarung eine ständige Übung für den Gläubigen sein soll) einen Prozess der Selbstprüfung erfordert. *Ich denke auch, dass diese ganze Angelegenheit des Wirkens des Heiligen Geistes in uns eine bestimmte Art der Selbstprüfung erfordert. Dies möchte ich der Aussage von Dr. Saucy hinzufügen und sie damit sozusagen weiterführen.3 *Oder zumindest findet eine bestimmte Art von Gemeinschaftsprozess statt, wenn wir – wie B. Berkhof ausdrücken würde – die Vielfalt der Wege erfahren, auf denen der Geist Gottes uns das Zeugnis unserer Erlösung vermittelt.4 Ich denke also, dass es sich um eine fortlaufende Situation handelt – wir kommen an dieser Stelle wirklich in die ganze Angelegenheit der Gewissheit hinein, und ich denke, wenn wir unseres Heils gewiss werden, könnte dieser Prozess der Selbstprüfung abnehmen, aber ich denke, dass es mehr als nur ein Ereignis sein kann.
Wilkin: Was die Gewissheit angeht, wann wären wir dann zu 100 Prozent sicher, dass wir die Prüfung bestanden haben?
MacArthur: Nun, da wären wir wieder bei den quantifizierenden Situationen. Ich weiß nicht, was 100 Prozent bedeutet. Wenn Sie…
Wilkin: Völlig.
MacArthur: Ja, wenn Sie, sagen wir, einige der Puritaner lesen, wenn Sie Brooks oder Hooker zu diesem Thema lesen, wenn Sie Berkhofs Buch „Assurance of the Faith“ [Gewissheit des Glaubens] lesen, werden Sie feststellen, dass sie alle davon sprechen, dass eine Person, um Ihren Begriff zu verwenden, zu 100 Prozent erlöst sein kann und niemals notwendigerweise die Fülle der Gewissheit erfährt. Es gibt also keine Möglichkeit, das zu quantifizieren, denn jeder Mensch ist anders, und es gibt eine Unzahl von Faktoren, die damit zu tun haben. Ich persönlich glaube, dass die Frucht des Geistes – Liebe, Freude, Friede und so weiter – eine bestimmte Zuversicht über meine Stellung vor Gott mit sich bringt. Und wenn ich nach dem Fleisch und im Ungehorsam lebe, kann ich das nicht in vollem Umfang genießen. Zu sagen, dass man einen Punkt erreichen könnte, an dem man sich seiner Erlösung dauerhaft zu 100 Prozent sicher ist, wäre also biblisch gesehen sehr schwer zu vertreten.
Wilkin: Ich danke Ihnen.
Kann ein Gläubiger sicher sein, dass er ewiges Leben hat, das nie verloren gehen kann? Das ist heutzutage eine wichtige Debatte. Das war sie auch vor dreißig Jahren. Und es war auch vor fünfhundert Jahren so.
(Nebenbei bemerkt: In 2. Korinther 13,5-7 geht es nicht um die Gewissheit, dass wir gerettet sind. Es geht vielmehr um die Gewissheit, dass wir in unserem gegenwärtigen christlichen Leben von Gott anerkannt sind. Ich arbeite an einem Artikel über diese Passage für die Herbstausgabe 2020 der JOTGES)5.
Die biblische Antwort ist eindeutig. Wenn wir dem Zeugnis Gottes über seinen Sohn glauben, dann wissen wir, dass wir ewiges Leben haben (Johannes 11,25-276; 1. Johannes 5,9-137). Wir wissen, dass wir auf ewig sicher sind. Das ist unser Wunsch für jeden, der unseren Blog, unser kostenloses Magazin, unsere Zeitschrift oder unsere Bücher liest. Zu wissen, dass man ein für alle Mal gerettet ist, erzeugt ein tiefes Gefühl der Liebe und Dankbarkeit, das uns wiederum stark motiviert, Gott zu gefallen (2. Kor 5,148; 1. Joh 4,199).