um Ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung [ἀνάστασις, anastasis] und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichförmig werde, damit ich zur Auferstehung [ἐξανάστασιν, exanastasis] aus den Toten gelange. Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis [βραβεῖον, brabeion] der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.
(Philipper 3,10-14)
Ein Autor schreibt zu diesen Versen: „Paulus trachtet nach Heiligung, um dadurch vielleicht die Auferstehung von den Toten zu erreichen. Solange seine Einstellung immer auf das Ziel und das dafür erforderliche Streben ausgerichtet ist, kann er relativ sicher sein, dies zu erreichen. Sollte er jemals aufhören zu laufen und sich auf seinen gegenwärtigen Errungenschaften ausruhen oder sollte er einen Lebensstil der gewohnheitsmäßigen Sünde beginnen, wäre dies ein Hinweis darauf, dass er Gott nicht wirklich kennen würde“ (William Randall Johnson, „The Problem of Doubt in Philippians 3:11“ [„Das Problem des Zweifelns in Philipperbrief 3,11“], Unveröffentlichte Magisterarbeit, Dallas Theological Seminary, 1979, S. 50-51, Hervorhebung vom Autor des Blogs, Bob Wilkin).
Dieser Autor drückte eine Ansicht aus, die in einigen Zweigen der reformierten Theologie verbreitet ist, einschließlich der reformierten Ansicht über Erlösung durch Herrschaft [Lordship Salvation]. In diesen Kreisen ist eine absolut hundertprozentige Heilsgewissheit in diesem Leben nicht möglich, und wir müssten uns [somit] bemühen und arbeiten, um schließlich gerettet zu werden.
Ich hatte das Privileg, mit zwei Weltklasseläufern gemeinsam im theologischen Seminar zu sein, die zufällig auch sehr angenehme Menschen waren: Jeff Wells und John Lodwick. Jeff wurde 1980 Zweiter beim Boston-Marathon, und John wurde 1982 Dritter. Beide waren unter 2:11 gelaufen, und Jeff ist nach wie vor der amerikanische Rekordhalter.
John erzählte die folgende Geschichte in einer von mir geleiteten Bibelstunde an einer High School:
Er qualifizierte sich in seinem letzten Highschool-Jahr für die Texas State Cross Country Championships. Seine Bestzeit im Zwei-Meilen-Lauf lag bei knapp unter zehn Minuten. Sein Ziel war es, die erste Meile in fünf Minuten gleichmäßig zu laufen und die zweite Meile in 4:45 oder so.
Die erste Hälfte des Rennens schien gut zu verlaufen. John lief mühelos und an der Spitze des Feldes. Er dachte, er sei gut im Tempo. Doch als er hörte, wie ein Offizieller seine Zeit ausrief, konnte er es nicht glauben. Er hörte „achtzehn, neunzehn, zwanzig“. Fälschlicherweise dachte er, er läge weit hinter seinem Wunschtempo zurück und begann schneller zu laufen. (Tatsächlich schaffte er die Meile in 4:18!) Er ließ die anderen Läufer hinter sich und blickte nicht mehr zurück.
Als er bis auf 200 Yards (ca. 183 Meter) an das Ziel herankam, begann sein Körper zu versagen. Er konnte nicht einmal mehr joggen. Er war gezwungen zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde er von dem späteren Sieger überholt. Achtzig Yards vor dem Ziel fiel er zu Boden und konnte nicht einmal mehr gehen. Doch er blieb nicht stehen. John kroch tatsächlich die letzten achtzig Yards und wurde trotzdem Elfter bei den Landesmeisterschaften!
Johns Geschichte hat mich sehr berührt. Trotz der großen Schwierigkeiten, die durch ein Missverständnis bezüglich seiner Zeit in der Mitte des Rennens verursacht wurden, lief John weiter, so gut er konnte. Er war fest entschlossen, die Ziellinie zu erreichen. John ist ein Vorbild für die Art von Beharrlichkeit, von der der Apostel Paulus in Phil. 3,10-14 spricht.
In den Versen 4 bis 9 berichtet der Apostel Paulus von seinem Zeugnis. Er gab das Vertrauen in sein jüdisches Erbe, seinen Eifer und seine guten Werke auf und setzte sein Vertrauen allein auf Christus.
In den Versen 10 bis 14 erklärt Paulus, was er im christlichen Leben anstrebt.
Eine wichtige Frage stellt sich aufgrund von Vers 11. Was meinte Paulus , als er sagte, er hoffe, „die Auferstehung von den Toten“ zu erreichen?
Was auch immer er sagen wollte, er meinte damit nicht, dass er sich seiner Errettung nicht sicher war. Das geht aus Stellen wie Römer 8, Galater 1, 1 Korinther 15 und 2 Korinther 5 eindeutig hervor.
Das Wort [im Griechischen], das in Vers 11 für „Auferstehung“ verwendet wird, ist nicht dasselbe wie das, welches in Vers 10 verwendet wird. Tatsächlich ist dies die einzige Verwendung dieses Wortes im NT. Das übliche griechische Wort für Auferstehung ist „anastasis“ [im Englischen vermutlich immer mit „resurrection“ übersetzt]. Das in Vers 11 verwendete griechische Wort ist „exanastasis“. Eine sehr wörtliche Übersetzung, die von einer Reihe von englischsprachigen Kommentatoren vorgeschlagen wird, lautet auf Englisch „the out-resurrection“. Diese englische Wortkreation könnte mit dem Ausdruck „Mehr-als-Auferstehung“ oder „Besser-als-Auferstehung“ im Deutschen wiedergegeben werden.
Aus den Versen 10, 12, 13 und 14 geht hervor, dass „Besser-als-Auferstehung“ nur durch das Ausharren in guten Werken erreicht werden kann. Um sie zu erlangen, muss man nach ihr „jagen“, sich „anstrengen“. „Besser-als-Auferstehung“ ist kein kostenloses Geschenk, und sie ist nicht sicher, bis man stirbt.
Zwei Ansichten stehen im Einklang mit dem Kontext, dem Rest der Heiligen Schrift und dem Evangelium: die Sicht einer Belohnung und die Sicht der geistlichen Auferstehung.
Die Sicht einer Belohnung besagt, dass sich die „Besser-als-Auferstehung“ [out-resurrection, „exanastasis“] auf die ewige Belohnung bezieht, die den treuen Gläubigen zuteil wird (vgl. Hebr.11,35).
Die Sicht der geistlichen Auferstehung besagt, dass sich die „Besser-als-Auferstehung“ [out-resurrection, „exanastasis“] auf die Erlangung eines christusähnlichen Charakters in diesem Leben bezieht.
Die Sichtweise der geistlichen Auferstehung schließt ein Verständnis des Textes als Belohnung nicht aus. Während sie in Vers 11 keinen Bezug auf Belohnungen sieht, sieht sie in Vers 14 einen solchen Bezug (Anmerkung: Das griechische Wort für „Preis“, das in Vers 14 verwendet wird, „brabeion“, wird lediglich noch einmal im NT verwendet, nämlich in 1 Kor 9,24-27, einer Stelle, in der es offensichtlich um Belohnungen geht!).
Bis vor kurzem vertrat ich [Bob Wilkin] die Sicht einer Belohnung. Vier Faktoren haben mich dazu veranlasst, zur Auffassung der geistlichen Auferstehung überzugehen. Erstens passt Vers 12 besser zur Sicht der geistlichen Auferstehung. Christus ergreift die Gläubigen, damit sie die geistliche Reife erlangen können (Vers 12b; vgl. Eph.2,10). Ebenso leugnet Paulus in Vers 12a, dass er diese Reife bereits erlangt hatte. Vielmehr war dies sein Lebensziel. Zweitens ist die Unterstützung für die Sicht einer Belohnung dürftig. Es ist zwar klar, dass das NT (und sogar dieser Abschnitt, sowie Hebr.11,35!) Belohnungen lehrt, aber es ist nicht klar, dass Vers 11 dies tut. Drittens versteht die Überzeugung von der geistlichen Auferstehung den Abschnitt als Ganzes genau so wie die Auffassung von der Belohnung. Viertens: Das Konzept der geistlichen Reife als geistliche Auferstehung findet sich an anderer Stelle in den Schriften des Paulus (vgl. Römer 6,4.11-13; 8,10-17).
Unser Lebensziel sollte die Christusähnlichkeit, die geistliche Auferstehung sein. Das erfordert Ausdauer. Schwierigkeiten werden kommen. Wir können schwere Krankheiten, Erschöpfung, Entmutigung, familiäre und finanzielle Probleme und Ähnliches erleben. Wenn wir trotz solcher Prüfungen zur Reife gelangen, werden wir einen unvergänglichen Preis erhalten!
“Lasst uns aber im Gutestun nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten.”
(Galater 6,9)