Der Ausdruck „kreisförmiges Erschießungskommando“ kann auf humorvolle Art und Weise verwendet werden. Er beschreibt eine Situation, in der Menschen ein gemeinsames Ziel angreifen, sich dabei aber selbst angreifen. Wenn sie das Ziel in der Mitte des Kreises verfehlen, erschießen sie sich gegenseitig.
Aber der Ausdruck kann auch eine Warnung sein. Eine Person kann Teil eines kreisförmigen Erschießungskommandos sein, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie könnte denken, dass die Mitglieder des Erschießungskommandos sich einig sind in ihrem Ziel, den Mann in der Mitte des Kreises zu erschießen. Dabei stellen sie bald fest, dass sie Meinungsverschiedenheiten mit den anderen Mitgliedern des Erschießungskommandos haben.
In der Apostelgeschichte gibt es ein lustiges Beispiel für solch ein kreisförmiges Erschießungskommando. Der Sanhedrin ist sich in seiner Opposition gegen Paulus einig. Alle Mitglieder des Rates wollen ihn töten. Sie haben es auf ihn abgesehen. Als Paulus vor Gericht gestellt wird, stellt er das Offensichtliche fest. Einige von ihnen stimmen mit ihm überein, was bestimmte Dinge angeht, die er predigt, wie zum Beispiel die Auferstehung von den Toten. Andere nicht. Also ruft er laut, dass er zu der Gruppe gehört, die an die Auferstehung der Toten glaubt. Diejenigen, die nicht daran glauben, möchten ihn vor Gericht stellen (Apg 23,6-9). Die Gruppe, die nicht an die Auferstehung von den Toten glaubt, richtet ihr Ziel von Paulus ab und richtet es auf die Ratsmitglieder, die daran glauben. Diejenigen, die daran glauben, beginnen auf diejenigen zu „schießen“, die nicht daran glauben. Während die Mitglieder des Sanhedrins zunächst auf Paulus „schießen“, beginnen sie jetzt, sich gegenseitig zu beschießen.
Wahrscheinlich haben die meisten von uns schon einmal an einem kreisförmigen Erschießungskommando teilgenommen. Wir schließen uns mit anderen zusammen, um gegen ein bestimmtes Thema zu kämpfen, nur um später festzustellen, dass wir nicht mit denen in unserem Team übereinstimmen. Es kann sogar sein, dass wir in einigen Bereichen mit demjenigen übereinstimmen, den wir alle angreifen, und in diesen Bereichen mit den anderen Mitgliedern des Erschießungskommandos nicht übereinstimmen. So geschah es im Fall von Paulus und dem Sanhedrin.
Ich habe den Eindruck, dass etwas Ähnliches jetzt in der breiteren Gemeinschaft der freien Gnade geschieht. GES [Grace Evangelical Society] hat einen starken Standpunkt zum Inhalt des rettenden Glaubens eingenommen. Sie behauptet, dass man um des ewigen Lebens willen an Jesus glauben muss. Wenn man diese Verheißung glaubt, hat man aufgrund der Verheißung Christi die Gewissheit, dass man gerettet ist. Wenn man diese Gewissheit nie hatte, hat man der Verheißung nie geglaubt und somit auch nicht an die rettende Botschaft geglaubt.
Viele in der breiteren Gemeinschaft der freien Gnade haben sich gegen eine solche Haltung gewandt. Die Position der GES steht auf dem Prüfstand. Und es gibt viele, die ihr nicht zustimmen. Wenn ich die Analogie verwenden darf, schießen sie alle diese Position ab.
Ich stimme natürlich mit der Position der GES überein. Aber lassen wir das für einen Moment beiseite. Ob es das biblische Evangelium ist oder nicht, ist nicht das Thema dieses Blogs. Selbst wenn die GES-Position falsch wäre, möchte ich nur darauf hinweisen, dass der Angriff auf diese Position sich zu einem kreisförmigen Erschießungskommando formt.
Diejenigen, die die Position von GES angreifen, sind in vielen Punkten mit sich selbst uneins. In der Tat stimmen sie oft in einigen Themen mit GES überein und sind mit den anderen Mitgliedern des Erschießungskommandos diesbezüglich nicht einverstanden. Unabhängig davon, welchen Standpunkt jemand in dieser Frage vertritt, denke ich, wir können uns alle darauf einigen.
In diesem kurzen Blog versuche ich nicht, den von mir vertretenen Standpunkt zu verteidigen. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass diejenigen, die diese Position ablehnen, ihre eigene Sicht des Evangeliums nicht dargelegt haben. Dafür gibt es einen Grund, wie es mir scheint. Sie sind sich untereinander diesbezüglich uneinig, und sie sind nicht vereint. Sie sind sich nur in ihrer Opposition gegen GES einig.
Einige sagen zum Beispiel, dass GES zu weit gegangen ist. Wir können nicht auf der Heilsgewissheit bestehen, wie GES es tut. Wir alle kennen gute Menschen, die nie eine Heilsgewissheit hatten. Andere in der Gruppe würden sagen, dass GES nicht weit genug gegangen ist. Sie sagen, wir müssen darauf bestehen, dass der Ungläubige von der Gottheit Christi, Seinem Tod und Seiner Auferstehung weiß. Einige würden sagen, dass der Ungläubige Buße tun/ umkehren muss, während andere mit GES übereinstimmen würden, dass er keine Buße tun muss, um gerettet zu werden. Ich habe mit Menschen diskutiert, die sich mit der freien Gnade identifizieren und die sagen, dass das Evangelium der Herrschaftserrettung (Lordship Salvation) und das von der katholischen Kirche verkündete Evangelium rettende Botschaften sind. Andere in der Gemeinschaft der freien Gnade würden sagen, dass sie es nicht sind. Diejenigen, die sagen, dass sie es nicht sind, würden mit GES übereinstimmen. Einige würden sagen, dass das GES-Evangelium kein Heilsevangelium ist, andere würden sagen, dass es doch eines ist. Es gibt natürlich noch viele andere Bereiche des Evangeliums, in denen die Mitglieder des Erschießungskommandos untereinander uneins sind. In diesen Bereichen würden einige mit GES übereinstimmen, andere nicht.
Nochmals: Ich versuche nicht, irgendjemanden von meinem Standpunkt zu überzeugen. Aber ich hoffe, dass zumindest einige in diesem Erschießungskommando meinen Standpunkt erkennen. Wenn das Erschießungskommando auf mich und meine Position zum Evangelium zielen würde – wenn ich diese Analogie verwenden darf – würde ich einfach sagen: „Ihr schießt auf mich, weil ich der Meinung bin, dass das Evangelium der Herrschaftserrettung und das Evangelium der katholischen Kirche keine rettenden Botschaften sind!“ Einige, die die Gewehre halten, würden sagen: „Das ist absolut richtig! Du musst sterben!“ Aber andere würden sagen: „Moment mal, ich stimme dem Mann zu, auf den wir schießen!“
Unabhängig davon, ob die Mitglieder des Erschießungskommandos mit der Auffassung von GES über das Evangelium übereinstimmen oder nicht, hoffe ich, dass zumindest einige sich umschauen und sagen: „Hey Leute, mir ist gerade aufgefallen, dass wir in einem Kreis stehen“.