Eine weitere gute Frage, die sich aus einem kürzlich veröffentlichten Beitrag auf der GES-Facebook-Seite ergab, war diese: „Wer kann nach der GES1 als Anhänger der Freien Gnade bezeichnet werden?“
Die Auffassung der GES darüber, was die Theologie der freien Gnade (Free Grace Theology, FGT) ist und wer sie vertritt, unterscheidet sich von den Ansichten vieler, die dieselbe Terminologie verwenden.
Ich werde zwei verschiedene Ansichten der FGT vergleichen und gegenüberstellen.
Beide stimmen darin überein, dass alle, die an Jesus glauben, ewiges Leben haben, das niemals verloren gehen kann. Wir sind uns einig, dass die ewige Sicherheit [bezüglich der eigenen ewigen Bestimmung] wahr ist, auch ohne Ausharren. Wir betrachten die Warnstellen im Neuen Testament nicht als Warnungen vor der Hölle, sondern als Warnungen vor dem zeitlichen Gericht und dem Verpassen der Herrschaft mit Christus im kommenden Leben. Wir interpretieren viele der so genannten Problempassagen auf dieselbe Weise.
Das sind viele Bereiche, in denen wir übereinstimmen.
„Aber warten Sie“, wie der Verkäufer im Fernsehen sagt, „da ist noch mehr“.
Die Bereiche, in denen diejenigen, die sich zur FGT bekennen, nicht übereinstimmen, sind ebenfalls groß. Ich habe drei ausgewählt, um sie zu diskutieren.
Die Natur des rettenden Glaubens. GES schlägt vor, dass der rettende Glaube eine einfache Überzeugung ist. Wir bezeichnen ihn gerne als geistige Zustimmung. Viele, die sich zur FGT bekennen, sagen, dass der rettende Glaube eine Willenskomponente, eine emotionale Komponente und eine intellektuelle Komponente umfasst. Sie glauben nicht, dass der rettende Glaube eine einfache Überzeugung [von der Wahrheit der gegebenen Fakten, oder einer Aussage] ist.2
Der genaue Gegenstand des rettenden Glaubens. Nach dem Verständnis der GES lehrt die Heilige Schrift, dass man an die Gabe Gottes und den Geber der Gabe glauben muss, wie der Herr Jesus in Johannes 4,10 sagte. Vergleiche Joh 3,16; 5,24; Epheser 2,8-9; Offenbarung 22,17. Andere hingegen, die sich zur FGT bekennen, sagen, man müsse nicht an die Gabe Gottes glauben. Man muss lediglich an den Geber der Gabe glauben. Sie sagen ausdrücklich, dass die unwiderrufliche Errettung das Ergebnis des rettenden Glaubens ist und nicht dessen Gegenstand.3
Der geistliche Zustand von Katholiken und anderen, die an der Errettung durch Werke festhalten. Eine Nachwirkung des vorhergehenden Punktes ist, dass viele, die sich zur FGT bekennen, glauben, dass die meisten Menschen im Christentum wiedergeboren sind. Sie behaupten, dass römische Katholiken, östliche Orthodoxe und Protestanten, die an die Erlösung durch Werke glauben, alle wiedergeboren sind. Da sie den Glauben an die Gabe Gottes als eine Frage der Heiligung und nicht der Rechtfertigung betrachten, meinen sie, dass alle, die an die Gottheit, den Tod und die Auferstehung Jesu glauben, wiedergeboren sind, auch wenn sie nicht an die unwiderrufliche Erlösung glauben, die Er verspricht.4
Diese drei Unterschiede sind so signifikant, dass die Gemeinsamkeiten nicht ausreichen, um beide Gruppen mit einem Etikett zu versehen. Die eine hat ein kleines Zelt. Die andere hat ein großes Zelt.
1Grace Evangelical Society
2Siehe z. B. D. R. Anderson, F. Chay, J. Dillow, J. P. Tanner, und K. Wilson, „A Defense of Free Grace Theology: With Respect to Saving Faith, Perseverance, and Assurance“ [„Verteidigung der Freien-Gnade-Theologie: Bezüglich des rettenden Glaubens, des Ausharrens, und der Heilsgewissheit“], hrsg. von Fred Chay (NP: Grace Theology Press, 2017), S. 69-71. Eine Überschrift auf S. 69 lautet: “Faith Is More Than Intellectual Assent” [“Glaube ist mehr als eine geistige Zustimmung”].
3Siehe z.B. C. Bing, „Does John’s Gospel Demand Belief in Eternal Security for Salvation?” [„Verlangt das Johannesevangelium einen Glauben an die ewige Sicherheit, um errettet zu werden?“] GraceNotes no. 79.
4Siehe z. B. D. R. Anderson, „Is Belief in Eternal Security Necessary for Justification?“ [„Ist ein Glaube an die ewige Sicherheit für eine Rechtfertigung notwendig?“] Chafer Theological Seminary Journal 13 (Spring 2008): 47-59, und K. Wilson, „Heresy of the Grace Evangelical Society“ [„Irrlehre der Evangelikalen Gesellschaft der Gnade“] (NP: Regula Fidei Press, 2020), S. 133-34. Siehe auch den Artikel von C. Bing in „GraceNotes no. 79“ in einer der vorherigen Anmerkungen .