Ich erhielt kürzlich eine Frage zu einem Buch eines calvinistischen Autors namens Dean Inserra. Das führte zu einer Internetrecherche, und ich stieß auf ein Buch von ihm aus dem Jahr 2020, das von Moody Publishers veröffentlicht wurde und den Titel „Without a Doubt: How to Know for Certain That You’re Good with God“ [Ohne Zweifel: Wie man mit Sicherheit wissen kann, dass man mit Gott im Reinen ist] trägt. GES hat das Buch gekauft.
Toller Titel.
Toller Untertitel.
Aber dann habe ich das Buch gelesen.
Es gibt einige Calvinisten wie David Engelsma, die an die Gewissheit des ewigen Lebens glauben. Ein Interview, das Shawn Lazar mit ihm führte, können Sie in einem Blog nachlesen (Leider zur Zeit nur in Englisch: „The Current Crisis in Assurance: An Interview with Prof. David J. Engelsma“). Calvinisten wie Engelsma stützen die Heilsgewissheit allein auf die Verheißung des ewigen Lebens, die der Herr Jesus allen gibt, die an Ihn glauben. Die meisten Calvinisten, darunter auch Inserra, befinden sich jedoch auf einer lebenslangen Suche nach dieser Gewissheit. Engelsma nennt die evangelistische Botschaft solcher Calvinisten „ein Evangelium des Zweifels“.
Inserra deutet in Titel und Untertitel an, dass es möglich ist, sich seines ewigen Schicksals sicher zu sein. An mehreren Stellen in diesem kurzen Buch (79 Seiten in einem kleinen Format) sagt Inserra, dass Gläubige sich sicher sein können und sollten. So heißt es zum Beispiel im letzten Satz des Buches: „Vertraue auf Christus, bereue deine Sünden, und du musst dich nie wieder fragen, wo du bei Gott stehst“ (S. 75). Wie man sieht, erwähnt Inserra hier nicht den Glauben an die Verheißung des [ewigen] Lebens. Er erwähnt, dass man auf Christus vertrauen und seine Sünden bereuen muss. Und er sagt nicht, dass man, wenn man diese Dinge tut, sicher sein wird. Er sagt, wenn man diese Dinge tut, braucht man sich nie zu fragen. Im Rest des Buches erklärt er, was man tun muss, damit man sich nicht mehr zu fragen braucht, wo man [bei Gott] steht.
Die erste Schwierigkeit besteht darin, dass Inserra glaubt, dass das Vertrauen auf Christus (der Glaube an Christus?) nicht ausreicht, um wiedergeboren zu werden. Man muss auch für seine Sünden Buße tun. Das wirft natürlich Fragen der Subjektivität auf. Ich kannte nicht alle meine Sünden aus der Vergangenheit. Und ich kenne auch nicht alle meine Sünden in der Gegenwart. Wenn die Abkehr von meinen Sünden eine Bedingung für die Wiedergeburt ist, dann werde ich mich immer fragen, ob ich mich genug von ihnen abgewendet habe.
Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass Inserra einen anderen Autor (Menikoff) wohlwollend zitiert: „Dieser Glaube ist zwar mehr als das intellektuelle Festhalten an der gesunden Lehre, aber es ist nicht weniger” (S. 38). Inserra sagt, dass man intellektuell an den Tatsachen festhalten muss, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, begraben wurde, leiblich von den Toten auferstanden ist und vielen erschienen ist (1 Kor 15,3-11). Er ist sich nicht im Klaren darüber, von welchen anderen Aspekten der „gesunden Lehre“ man überzeugt sein muss, dass sie wahr sind. Aber der Glaube an Christus ist „mehr als ein intellektuelles Festhalten“ an den Fakten. Ein paar Seiten später gibt er an, was außer dem Glauben noch erforderlich ist: „Der Glaube an Jesus und Sein Evangelium ist zwar wesentlich, aber er beinhaltet auch den Aufruf zur Umkehr, zur Abkehr von der eigenen Sünde und zur Nachfolge Jesu und Seiner Lehren” (S. 42). Wie kann man wissen, ob man Jesus und Seinen Lehren genügend (ausreichend) folgt?
Die meisten Calvinisten sind in Bezug auf den Grad der Gewissheit nicht ganz so klar wie Inserra. Er zitiert wohlwollend einen Autor (Ferguson), der sagt: „Ein hohes Maß an christlicher Gewissheit ist einfach nicht mit einem geringen Maß an Gehorsam vereinbar“ (S. 43). Das ist klug. Aber der Punkt ist beunruhigend. Je mehr Gehorsam jemand hat, desto höher ist sein Grad an Gewissheit. Je weniger Gehorsam, desto geringer die Gewissheit. Die Schlussfolgerung ist unmissverständlich, dass man nur dann sicher sein kann, wenn man vollkommenen Gehorsam hat. Aber halt! Selbst dann könnte man sich nicht sicher sein, dass man in Zukunft nicht sündigen würde.
Das letzte Kapitel vor der Schlussfolgerung trägt den Titel „Kennzeichen eines verwandelten Lebens“ (S. 63). In diesem Kapitel sagt Inserra: „Ich glaube, dass es wichtig ist, konkrete Beispiele dafür zu geben, wie ein Leben geführt auf Basis eines rettenden Glauben tatsächlich aussieht, anstatt nur theoretisch darüber zu reden“ (S. 65). Er fragt dann: „Welche Früchte sollten wir in unserem Leben sehen, die einen rettenden Glauben beweisen?“
Inserra nennt sieben Beweise dafür, dass man wirklich wiedergeboren ist:
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ein „Leben der Buße“ führen (S. 66),
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auf die „Ewigkeit gesinnt“ sein (S. 67),
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der Glaube an eine „gesunde Lehre“ (S. 67-68),
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das Praktizieren der „geistlichen Disziplinen“ (S. 68),
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„großzügig gesinnt“ sein (S. 69),
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ein „Herz für diejenigen, die Christus nicht kennen“ haben (S., 69-70), und
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„Liebe zu Gott und seiner Gemeinde“ haben (S. 70).
Wenn dies die Beweise dafür sind, dass jemand wiedergeboren ist, dann kann niemand sicher sein, dass er wiedergeboren ist, bis er stirbt. Natürlich kann sich niemand, der eine starke Auffassung von der Beharrlichkeit der Heiligen vertritt, sicher sein, denn selbst wenn man sehr zuversichtlich wäre, dass man diese sieben Standards jetzt erfüllt, könnte man nicht sicher sein, dass dies bis zum Tod der Fall sein wird. Denken Sie daran, dass Sie „ein Leben der Buße“ brauchen, nicht nur ein oder zwei Jahrzehnte der Buße. Sie müssen alle diese sieben Kriterien erfüllen, bis Sie sterben. Wenn Sie einen Tag vor Ihrem Tod abtrünnig würden, würden Sie sich nach Ihrem Tod nicht bei Gott wiederfinden.
Der Autor gibt sein eigenes Zeugnis, wonach er auf einer Freizeit der „Fellowship of Christian Athletes“ wiedergeboren wurde, einfach durch den „Glauben an das Evangelium Christi“, unabhängig von irgendwelchen Werken seinerseits (S. 23). Es hört sich so an, als ob er durchaus an Christus geglaubt haben könnte, um das ewige Leben zu erhalten, und dass er erst später unter die Lehre des Calvinismus geriet. Traurigerweise verkündet er jedoch nicht die Botschaft, an die er selbst geglaubt hat, um wiedergeboren zu werden, sondern die Botschaft des Calvinismus, die er später gelernt hat.
Ich finde es erstaunlich, dass ein Autor und ein großer Verlag ein Buch herausbringen, das die Möglichkeit der Heilsgewissheit, dass man ewig sicher ist, propagiert, während dieses Buch in Wirklichkeit lehrt, dass [solch eine] Gewissheit unmöglich ist. Ich würde denken, dass jeder, der dieses Buch liest, sich getäuscht fühlen würde. Der eigentliche Titel dieses Buches sollte lauten: „Keeping Doubts Manageable: How to Have a High Level of Confidence That You Have the Marks of a True Christian. [Zweifel überschaubar machen: Wie Sie ein hohes Maß an Zuversicht haben können, dass Sie die Merkmale eines wahren Christen haben.]
Ich empfehle jedem, dem es an Heilsgewissheit mangelt, Gott darum zu bitten und dann das Johannesevangelium zu lesen. Dieses Evangelium wird jedem, der betet und offen ist, die Gewissheit des ewigen Lebens geben (z. B. Johannes 3:14-18; 5:24; 6:35, 37, 39, 47; 11:25-27). (Sowohl Shawn Lazar als auch ich [Bob Wilkin] haben Bücher über Heilsgewissheit geschrieben, die bei faithalone.org erhältlich sind. Sie sind zwar hilfreich, aber alles, was man braucht, um Heilsgewissheit zu erlangen, ist beharrliches Gebet und Gottes Wort, insbesondere das Johannesevangelium).
Ich empfehle Inserras Buch „Without a Doubt“ [„Ohne Zweifel“] nicht.